Yoga ist für alle da. Zumindest wird das gern sehr inflationär in der Yogawelt kommuniziert. Wer sich auf den Homepages von namenhaften Yogalabel umschaut, dem springen sehr viele weiße und wohl durchtrainierte Frauen- und Männerkörper entgegen. Yogalehrer*Innen werden präsentiert, wie Supermodels, die in ihren eigenen Minikollektionen abgelichtet waren. Schön anzusehen, keine Frage, nur auch Fern ab der Realität. Wer von uns „Normalsterblichen“ sieht so auf seiner Yogamatte aus? Wo ist hier die Diversität? Und abgesehen davon, wer kann sich diese teuren Trainings-Klamotten leisten? Aufgrund einer solchen privilegierten Happy-Perfekt-Yoga-Bilderwelt ist manch einer eingeschüchtert und geht fälschlicherweise davon aus, Yoga ist nur was für gut angezogene und hyperflexible. Das sich viele dadurch dann unter Druck gesetzt fühlen, weil sie sich nicht schlank genug, flexibel genug, selig genug, entspannt genug oder irgendwas nicht genug fühlen ist entsprechend nachvollziehbar. Wie oft habe ich in den letzten zehn Jahren in meiner Rolle als Yogalehrerin gezweifelt, habe gedacht ich bin zu dick, mache keine „gute Figur“, bin nicht stylisch genug oder habe nicht genug trainiert. Auch ich habe lange versucht in diesem Zirkus mitzumachen. Heute greife ich mir ans Hirn – warum? Um Anerkennung zu bekommen. Weil ich mich dummerweise an solchen Darstellungen orientiert hatte und dachte, so muss es sein. Nur so komme ich weiter. Weil ich eben auch in dem großen Yoga-Haifischbecken mitspielen wollte. Weil ich auch so superdupermega entspannt und sportlich rüberkommen wollte. Weil es mir wichtig war, dass die Menschen denken, „ich kann alles“. Peinlicherweise hatte ich dabei manchmal schier vergessen um was es eigentlich geht. Yoga heißt in der Übersetzung „Verbindung“ und das sollten wir uns immer mal wieder vor Augen führen.
Alles, was Mensch für eine gute Yogapraxis braucht, sind bequeme Klamotten und eine rutschfeste Unterlage. Alter, Größe, Gewicht, Geschlecht, Beweglichkeit, Hautfarbe, Einkommen und sozialer Stand… spielt alles keine Rolle. Und das Label der Sportgarnitur sowieso nicht.
Wieder einmal voll auf den Punkt gebracht.
Ganz genau so!
Wichtig ist doch, mit sich im Einklang zu sein, die Bewegung zu genießen - und nicht sich zu verknoten oder wie ein Schlangenmensch zu verbiegen.
So manche "Vorturnerin" ist mir einfach zu perfekt, auch wenn sie noch sooft betont, dass es nicht so ist - und schnell kommt der Frust, wenn es nicht so gelingt wie im Video.
Ich gehe morgens im Schlafanzug auf die Matte, um mich zu dehnen, wach zu werden und die Ruhe vor dem Sturm zu genießen.